Presseartikel 25.05.1993 Stimme HSt-Eisenmenger
Wo einst der Minnesänger Sperrvogel durch die Tore ritt, zieht es auch heute noch manchen Besucher in die trutzige Welt der Ritter. Wehrtürme, Pechnasen, Schießscharten und der 30 Meter hohe achteckige Bergfried, dessen Mauern vier Meter dick sind, zeichnen auf der Ruine Steinsberg noch immer eine wehrhafte Kulisse.
Den Eppinger Bauern war die Feste während des Bauernaufstandes im Jahre 1525 ein „Lustfeuerlein“ wert, das allenthalben im ganzen Revier ringsherum zusehen war. Dies kam ihnen jedoch teuer zu stehen, später mussten sie 5000 Gulden Entschädigung für ihre Zündlust bezahlen.
Über die Ruine Steinsberg weiß Franz Hildenbrand als gelernter Steinmetz bestens Bescheid. Doch nicht nur „trockene“ Daten sind ihm als Burgwart geläufig, auch die Geschichte und legenden die sich um den Kompass des Kraichgaus ranken, kommen bei seinen Führungen nicht zu kurz.
Solch eine Legende erzählt ein Ornament, das auf einem Stein in dem zwölfeckigen Mauerring eingemeißelt ist. Es zeigt die Figur einer Schleife, die ins unendliche geht. Vor zwei Jahren besichtigte ein libyscher Geschichtsprofessor die Ruine, der Franz Hildenbrand die Erklärung zu diesem Ornament lieferte. Die Burgen in Libyen hätten oft ähnliche Zeichen an ihren Mauern, berichtete der Gast aus Nordafrika. Diese sei ein Symbol dafür, daß beim Bau der Burg eine Frau eingemauert worden sei. Die Erbauer hätten geglaubt, dieser Brauch mache eine Burg uneinnehmbar.
Burgwart Hildenbrand hätte diesen Weisheiten nicht getraut, würden die „Alten“ sich im Dorf nicht erzählen, die Feste Steinsberg beherberge in ihren Mauern eine Frau. Sie wollen diese in einem Winkel des Burginnenhofes eingemauert wissen, der in die Richtung des mit Ornament geschmückten Stein weist.
Das scheint auch der Hintergrund für die Spukgeschichte zu sein schein, die schon seit jeher über den Steinsberg kursiert. Um Mitternacht soll auf den Mauern eine Frau in weißem Gewand wandeln, deren Anblick nur derjenige erhascht, der auch den nötigen „Geist“ besitzt.
Dem gelernten Steinmetz Franz Hildenbrand ist kein Stein der Ruine Steinsberg fremd. Er freut sich, wenn er Besuchern sein Wissen über die Burggeschichten und Legenden erzählen kann. Der Steinsberg ist ihm so ans Herz gewachsen, dass er ihm schon zwei Gedichte gewidmet hat, die natürlich auch etwas “Burgwartsgarn“ enthalten.